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Lutherblog – das Projekt

„Bauernkind und Bergmannssohn“ – mit diesem Kapitel beginnt eine ebenso berühmte wie antiquiert wirkende Biographie Martin Luthers von Richard Friedenthal, womit bereits Wesentliches gesagt ist: Luther ist ein Mann des Volkes. Und als solcher wusste er um die Qualen seiner Mitmenschen, ihrer Angst vor dem Höllenfeuer und vor einem Jenseits, in dem das irdische Leben als zu seicht und sündig könnte gewogen werden. Die Darstellungen des Mittelalters lassen hier keinen Spielraum in ihrer Drastik und Konkretheit von Folter und Qual. Der Mensch des Mittelalters lebt in einer Epoche, die an die Türen der Neuzeit klopft, und sie ist bei aller kulturellen Höchstleistung bestimmt von einem Wachsen und „Herauswollen“ aus Beschränkung und Beschränktheit.

Selbst daran leidend, gerät Luther als Mönch in die Fänge eines klugen Abtes, der ihn fördert und auf den rechten theologischen Weg bringt: Johann von Staupitz ist ein Glücksfall, ebenso, wie es später sein Landesherr Friedrich der Weise sein wird, sein sprachmächtiger Freund Melanchthon, seine Freunde aus dem deutschen Adel und Hochadel, der befördernde Umstand einer Erfindung, Buchdruck genannt, und zuletzt eine Frau an seiner Seite, die er in Hochachtung vor ihrem Wissen und Können zur „Meisterin“ erklärte. Und vielleicht bedurfte es auch eines so verschlagenen Tetzels, eines so unbelehrbaren Cajetans, um hier jemanden konsequent aus der Reserve zu locken!?

Luther, ein Kind seiner Zeit und doch so untypisch wie nur eben möglich in seiner konsequenten Opposition zu den Mächten seiner Zeit! Als Multitalent, sprachbegabt, klug und wortgewaltig, stur und unbelehrbar ging er seinedn Weg, auf dem er keineswegs allein war … Unvergessen: sein „Hier stehe und kann nicht anders“ – oder war es doch ein wenig anders?

Neben dem dauerhaften wissenschaftlichen Interesse und den Forschungen der Theologen, Kirchenhistorikern, Sprachforschern, deren vielfältige Veröffentlichungen sich im Luther-Jahr förmlich überschlagen, gibt es auch Bücher mit so vergnüglicheren Titeln wie „Hier stehe ich, es war ganz anders“ von Andreas Malessa, die mit leichter Hand und einem Augenzwinkern Korrekturen bisheriger Erkenntnisse vornehmen. Keine Woche, in der nicht selbst ein regionales Tageblatt wie der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag sich des Kirchenreformators annimmt, sei es in Form recht hergeholter Adaptionen und Übersetzungen einer der 95 Thesen oder vielfältiger Veranstaltungshinweise; kein Monat ohne Ausstellungen, Installationen, ein Musical auf Hamburger Bühnen, Aufführungen in Niederdeutsch in kirchlichen Räumen am Flensburger Marktplatz (warum denn bloß Niederdeutsch, fragt man sich hier, Luther sprach und schrieb in der Wettischen Kanzleisprache, man mag sich die Folgen für die Entwicklung des Hochdeutschen gar nicht ausdenken, wäre Luther hier geographisch und sprachlich anders verortet gewesen …).

Geradezu beeindruckend: Das Luther-Jubiläum bringt manchen Hype hervor, den wir nur von königlichen Hochzeiten kennen: Luther-Tassen, Luther-Teller, Luther-Kekse, Luther-Bonbons, Luther-T-Shirts – und: nicht zuletzt bereits zu Beginn des Jahres mehr als 400000 verkaufte Playmobil-Figuren  des Reformators, als wäre er so etwas wie die Lady Di der Theologie …

Wie nun aber war Luther wirklich? Was bedeutet er uns heute noch? Was heißen 500 Jahre Reformation für unsere säkulare Gegenwartswelt? Was heißen sie für unsere doch um einige Längen kleinere Schulwelt? Hier wollen wir unser spezielles Luther-Projekt zum Jubiläumsjahr angehen: in digitalen Zeiten als schulinterner Luther-BLOG, in den je nach Forschungslage, Unterrichtsplanung und -verlauf einzelne Fachschaften ihre Beiträge zum Thema „LUTHER – 500 Jahre Reformation“ einstellen können.

Am Ende des Luther-Jahres werden wir sehen, was auch uns das Luther-Jahr gebracht hat! Bei dieser Arbeit wünschen wir natürlich viel Erfolg und grüßen kollegial,

mit einleitenden Gedanken von Dorothee Joldrichsen (Fachvorstand Evangelische Religion)

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